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Der Vogelfanger – Krawall in der “Lamba” (1905)

1905 wurde von der Bezirkshauptmannschaft die Gemeinde Ebensee angewiesen, nur eine gewisse Anzahl von Erlaubnisscheinen auszustellen. Die Forstverwaltungen wollten gar keinen “Schnabler” im ärarischen Gebiet mehr dulden. Dadurch wurde ein Aufstand ausgelöst, der sich bis Wien durchsprach. Dort wurde nämlich am 1. Oktober 1905 folgendes berichtet:

“In der Lamba gab es unlängst einen nicht geringen Krawall. ´s Vögelfangen hättens abbringen wollen! Dieses Attentat auf die Lieblingsbeschäftigung der Ebenseer veranlasste die Betroffenen, sich zusammenzutun und in einem Massenaufzuge vor dem Forstamte, dasselbe zur Zurücknahme des Verbotes zu bewegen. Nachdem die Vögelfanger auf gütiges Zureden der Gendarmerie das Forstamt verlassen hatte, bewegte sich der größere Teil in dem bekannten langsamen Marschtempo durch die Wirtsmüllergasse auf die stoana Bruck´n. Dort entschied der Wallner Sepp, dass sich ein Teil, gewissermaßen als vorbereitendes Komitee in die “Schnabl Luckn” begeben möge, wo das Weitere besprochen werden soll. Die übrigen möchten sich indes ruhig verhalten und teils beim “Hofinger”, teils in der “Stockerau” das Resultat abwarten. Einige zwanzig begaben sich in die “Lucka”, darunter gewissermaßen als Ehrengast der “Schnabl Karl”. Nachdem jeder sein Bier vor sich, und die Pfeife in Brand gesteckt hatte, erhob sich der “Wallner Sepp” als Alterspräsident und hielt folgende Ansprache:

“Vögöfanga! Wia mia da beinand sand, san ma lauta Lambacha und Vögöfanga! Sowia insani Ehnln und Vadan tan habn, tan mia a: Schnabln (Beifall, Bravorufe). Seit dem ma denkn, hängan bo ins Schnabln bein Fensta; und mai Vöglkraxn, d´Häuslan und d´Klömmel sand so alt wia insa Haus. I bi netta froh, daß mei Bruada, da Herr Major und da Dammora dö Gschicht nimma dalöbt ham, der Verdruß hätts ohidraht. A niada von ins woaß, was das für a Pein is, wans´d so uma zwoa in da Früah bo dera Költn auffi steigh muaßt ön Bartlberg, oda gar zu da Brennta Feuchtn mit da Kraxn, oft d´Häusln mit dö Locka, d´Klömmeln, ön Woadsack, s‘Trinka, ´s Broad und ön Tabak. Schwitzat kimmst auffi und bon Locka aufhänga und Klömmel anstöcka, gspüast deine Finga kam vor Kältn und woltla a Schlipfal Tee muaßt trinka, daß d´ die wieda dawarmst. Aft kannst ön Nebl, ö da Nöß an Stund sitzn, bis d´Sunn fürakimmt und d´Schnabln zun streicha anhömbt. Aft sitzt da, frei fibarat, und paßt, wo nit do oa oda zwoa Mandl aufsitzn. Balds da gern tuat, oaft is a Freud, wannst was ön Heisl hoamtragn kannst; oba mei, bald di da Teufl reit und du fangst nix als wia a Weibl, was´d wieda auslassn muaßt, mei du, da kannst scheltat wern.” (Rufe: Recht hat er! Akrat so is!).

 Was hast aft ghabt? Gift und Gall, d´Nacht hin, ön Schlaf einbüaßt, aoft kanst hundsmüadi ön dÁrbat gehn. Macht aba nix, dafür hat ma a andasmal a desto größere Freud, wann ma ´sVögöfanga-Glück ghabt hat! Sechts, und nit amal das wollns oan vaguna. Was ham den mia arme Teufeln sinst von Lebn? Nix als wia d´hart Arbat und schlechti Kost. Und wans da amal an guatn Tag antoan willst, und willst Schnabln gehn, wird´s da vabotn. Und aft insa Vöglfanga Umzug mit dö Schnörglpfeifal! Kanns was Schönas gebn? Was is a Kiritag oder a Faschingtag dagögn? Nix. Und da sollt si alls aufhörn? Koa Ausstellung, nix nimma! Was stellerts denn aus, wannst nix nimma fanga derfst? Also hiazt wißts, wia die Sachan stengan. Daß si ´sVöglfanga nöt aufhörn derf, dös begreifts. Da muaß was gschegn! Was, woaß i selm nit, rödts hiazt, wer was woaß, wegn den san ma da beinanda.” (Allgemeines Bravo folgte diesen sachlichen Ausführungen des Redners). Der Sepp macht einen tiefen Zug. Als wieder Ruhe eingetreten war, erhob sich der “Schnabl Karl” und rief:

“I woaß was, i!”

“Also röd, Karl”, sagte Wallner.

“I moa, da Burgamoasta und dö Vize müaßn zon Bezirkshauptmann und müaßn eahms ausdeutschn, was dös Vöglfanga für ins is. Es kann ja sein, daß Oata gibt, wos vo dö Vögl nix verstengan, aber bei ins in da Lamba is das andas. Mia betreibn dö Vöglfangerei mir Verständnis, weil ma dö Vögln ausananda kennan. Und wia mas fuattern toan! Wo hat den a Schnabl in Winta, wanns recht Schnee waht, so a schen’s Platzal? Niadascht nit. Han Narr, was war denn dös für a Dabalweri, wann ma gen koan Schnabl nimma habn derfat! A Haus, wos koan Schnabl hamt, kimmt ma für, als wannst a silbani Uhr host und koa Kettn dazua, oda du hast an grean Huat auf und koa Födal oba koan Bart nit drauf, akrat a so. (Bravo, Bravo). I moanat halt, mia solltn alli, wia ma da beinand sand, zon Burgamoasta einigehn. Mia kriagt dort ´s gleichi Bier und sagn eahm, er sollt glei ön Ausschuß einberufn, daß ma eahm insa Moanigung sagn kinnan und dö solltn sö oft dreilögn, dö kinnans oftn schon mocha, daß ins insani Rechta nit gnumma werdn.” (Anhaltende Bravos lohnten diese sachliche Darlegung). Nachdem wieder Ruhe eingetreten ist, ergreift der “Schmarn Jagerl” das Wort und ruft:

“Vöglfanga! I woaß nu was anders, was Bessers! Bald sö si um so was Wichtigs, als wias Schnabln handlt, da is da Bezirkshauptmann z´kloa, da muaß a Größerer her. Zu was habn ma denn an Abgeordneten gwählt? Der muaß her. Mia ruafn a Vöglfanga-Versammlung ein, zu dera muaß er kemma. Er muaß dö Gschicht danach ön Wean vorn Reichsrat bringa und ön Ministan vazöhln, daß aufmari wird, wia dö Gsetza ausglegt wern.” Noch einmal erhebt sich der “Schnabl Karl” und ruft mit Donnerstimme den Versammelten zu:

“Vöglfanga! Trinkts enk zam, mia gehn zon Hofinger, dort werd i nu was fürbringa; mia is nu was eingfalln, das muaß helfen. Des werds spitzn! Ja, ja, dös hilft schon!”

Unter allgemeiner Spannung werden die Gläser geleert und die ganze Gesellschaft geht zum Hofinger. Dort finden sie schon eine größere Anzahl Vogelfänger vor. Nachdem jeder sein volles Glas vor sich hat, wird der Bürgermeister um sein Erscheinen ersucht. Der Wallner Sepp begrüßt den Bürgermeister mit folgenden Worten:

“Du wirst wiss´n, was mia für a lötzi Zeit ham und was ins befürsteht. Ön Forstamt ham´s und heunt vo dö Gendarm wegschaffn laß´n, weil mia wög´n den Vöglfanga Verbot an Prozeß einglegt ham. Ruawigi Leut, wia ma sand, san ma ohni Widaröd ganga. Aba guat sein laß´n kinna ma dö Gschicht nöt. G´scheg´n muaß was. Wir sand wegn den heut ön da Lucka beinand gwesn und ham ins deredt. Ausgmacht ham ma aba netta, daß ma zu dir hergengan und da insa Moanigung sagn. Da Schnabl Karl woaß was, was hilft, er wird dö Gschicht fürbringa, aft muaß si dö Gemeinde dreinlögn. Tuat´s aft was dawöll. Karl hiazt rödt, du hast ´s Wort!” Unter lautloser Stille erhob sich der Schnabl Karl, räuspert sich, legt die Pfeifn vor sich hin und beginnt:

“Vöglfanga! I hon enks scho gsagt, bald´s sie ´s netta um was Klewas handeln tat, sagat i koa Wortl nimma. Aba bald so was Groß ön Gspiel is, da muaß a niada sein Vastand anspanna, wos a mog, daß eahm was Richtigs einfallt. Han Narrn! Wa denn das a nu a Modi, ´s Vöglfanga abbringa wölln? Wia lang wurd´s denn oft nu hergeh´n, vabiattan s´a ´s Hölzawerf´n ö da Laubastatt, ön Schacharagrabn, ö da Mudlöbn und überall und darnoch derfat´n ma villeicht a neama gen Alm gehn. Wögn meiner is zwar nöt, denn bei mia hat sie´s steig´n schon aufghört. S´hoamgehn vo da Kreh kimmt mi scho nimma leicht an. I röd für meine Nachkemma, für Kinder und Kindeskinder. Wo solln denn dö amol a Vögerl hernehma, wann´s koa mehr fanga derfn? Solltn´s leicht Kanari züchtn? A Kanari is bei mia koa Vogl. Also insan Kindan miaßn ma eahna Recht daholtn. (Bravo). Also i hab gmoant, dö Gemeindi soll si dreinlögn, sollt zum Bezirkshauptmann gehn. Aft hat da Schmarn Lagerl gsagt, insan Abgeordneten sollt ma einladn, daß er´s ön Wean ön Ministern und ön Reichsrat vorbringt. Aft danah is mia eingfalln, daß´s am besten is, mia gengan nöt zun Schmiedl, sondern glei zum Schmied. Wo´s sich um so was Wichtigs für dö ganz Lamba handelt, geht ma zun Kaisa! (Allgemeines Bravo! Stürmischer Beifall!). Ja mei, insa guata Kaisa hat d´Lamba oamal z´gern. I moa holt deswögn, weil es sö dösmal wieda um was Groß handelt, als wia damals bei da Übaschwemmung, so sollt halt dö Gemeinde awi auf Wean, zum Kaisa, sollt´n eahm olls ausdeutschn und bittn, er sollt sie halt dreilögn.” (Begeistertes Beifallsrufen).

Als wieder Ruhe eingetreten war, ergriff der Bürgermeister das Wort und mahnte die Vogelfänger zur Geduld und ruhig abzuwarten, bis die Gemeinde Schritte zur Aufhebung des Verbotes unternehmen wird. (Wird dankend zur Kenntnis genommen). Nun wurde vom Hofinger aufgebrochen und unter Vorantritt des Wallner Sepp Und Schnabl Karl wurde in die Stockerau marschiert. Noch begeistert unter dem Eindrucke der großartigen Rede vom Schnabl Karl kamen sie dort an und wurden von den dort schon lange wartenden Vogelfängern lebhaft begrüßt und um das Resultat der Verhandlungen befragt. Als ihnen der Wallner Sepp mitteilte, dass auf Antrag des Schnabl Karl beschlossen wurde, dass die Gemeinde nach Wien zum Kaiser soll, brach allgemeiner Jubel aus. “Zon Kaisa!” “Ja, zon Kaisa!” riefen alle. Die ganze Gesellschaft diskutierte weiter, wobei auf guten Ausgang der Sache gehofft wurde.”

Noch im selben Jahr wurde das Vogelfangerverbot aufgehoben und die Ausstellung konnte wie gewohnt zu Kathrein stattfinden. Allerdings wurde ab diesem Zeitpunkt kein Vogelfangerumzug mehr durchgeführt.