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Stubenvogelhaltung

In früheren Zeiten wurden die Vögel zu vielerlei Zwecken gefangen: die oberen Gesellschaftsschichten schätzten sie als Delikatesse, die ärmeren Leute benötigten sie als wichtige Eiweißquelle.

Stubenvogelhaltung in einfachen Haushalten (Müller 1888)Schließlich stand man im Volksglauben den Vögeln allerlei Heilkräfte und Schicksalsboten zu.

Besonders der Kreuzschnabel sollte das Haus, in dem er gehalten wurde vor Blitzschlägen schützen und Glück bringen. Kreuzschnabelschwärme wurden als Vorboten von Pest und Not gesehen. Wird ein Kreuzschnabel in der Brautnacht unter das Bett  eines Brautpaares gestellt, so wird zuerst ein Knabe geboren. Trinkt man das Wasser, aus dem zuvor ein Kreuzschnabel getrunken hat, so wird man von Krankheiten geschützt und geniest ein langes Leben. Der Gimpel wiederum sollte hauptsächlich vor Rotlauf schützen.

Bild: Stubenvogelhaltung in einfachen Haushalten (Müller 1888)

Im 19. Jhdt. verwendete man Vögel, deren Teile und Federn zudem als Modeschmuck.

Die wesentlichste Bedeutung jedoch erlangten die Vögel als Gäste in den Stuben und Werkstätten. Aus dem Salzkammergut gibt es keine Hinweise darauf, dass Vögel je zu anderen Zwecken als der Stubenvogelhaltung gefangen wurden. Auch die Ausstellungen und der Verkauf dienten letztendlich der Stubenvogelhaltung. Doch wurde auch hier den Vögeln, insbesondere den Kreuzschnäbeln, Heilwirkung zuerkannt.

Die Stubenvogelhaltung ist, zumindest ab Sesshaftwerdung des Menschen, sicherlich so alt wie der Vogelfang selbst. 1444 schrieb der Sekretär Kaiser Friedrichs: “Die Vögel singen in den Stuben”. Wie bereits erwähnt, hielt Kaiser Maximilian I (1493 – 1519) zahlreiche Waldvögel.

Auch einfache Leute hielten Waldvögel. 1590 wird von der Lock- und Stubenvogelhaltung eines Hofvogelfahrers in Salzburg berichtet. Mit der Entdeckung der Überseegebiete kamen auch exotische Vögel ins Land.

Der Besitz eines derartigen Vogels zeugte von großem Reichtum und wurde immer mehr zum Prestige. Waldvögel hielt nur mehr, wer sich keinen Exoten leisten konnten. Somit wurde die Waldvogelhaltung wieder Sache der “Kleinen Leute”. Die Haltung selbst war sehr unterschiedlich. In Bürger- und Adelshäusern wurden kunstvolle Vogelbauer verwendet, in einfachen Häusern der Vogelart angepasste, einfache, dennoch oft liebevoll verzierte Vogelhäuschen. Im Salzkammergut war es oft gebräuchlich, Vögel, welche im Herbst gefangen wurden, zwischen den Fenstern zu halten. Diese Haltung war durchaus möglich, da in der wärmeren Zeit im Frühjahr die Vögel wieder ausgelassen wurden.

Heute sind im Salzkammergut große Flugvolieren in Gebrauch, welche, den Waldvögeln entsprechend, waldartig eingerichtet sind. Sie bieten den Vögeln sowohl Flugmöglichkeit als auch eine vertraute Umgebung.

Gasperl Rudolf mit Vogelkäfigen aus 1842 und 1912, Heutige Vogelhütte mit Flugvoliere

Bilder: Gasperl Rudolf mit Vogelkäfigen aus 1842 und 1912, Heutige Vogelhütte mit Flugvoliere